Wenn das „Gedankensieb“ zu fein wird
Ich bin ein Zwilling, ich kam also in guter Gesellschaft zur Welt.
Meine Zwillingsschwester und ich haben eine sehr schöne, innige Beziehung zueinander, genau so wie zu dem Rest der Familie.
Wir wurden in eine mittelständige „Arbeiterfamilie“ mit einer fünf Jahre alten Tochter hineingeboren.
Wir hatten alle eine sehr erfüllte Kindheit, mit allem was dazu gehört. Also keine traumatischen Vorgeschichten.
Bis auf unsere ältere Schwester. Sie musste schon unter uns Kleinen leiden. Sie musste Spielzeug abgeben, welches wir dann (nicht böswillig) zerstört haben, musste aufpassen und wurde natürlich zur Verantwortung gezogen, wenn etwas daneben ging.
Wir wurden zwar alle getauft aber nicht streng katholisch erzogen.
Die große Tochter durfte nach der Grundschule ins Gymnasium. Für meine Zwillingsschwester und mich hat es nur bis zur Realschule gereicht.
Die gesamte Schulzeit verlief relativ unspektakulär und danach machte meine Zwillingsschwester eine Ausbildung zur Rechtsanwalt-und Notarfachangestellten und ich eine zur Zahnarzthelferin.
Unsere ältere Schwester war nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt nach Ihrem Abitur, als Groß-und Außenhandelskauffrau in ein Unternehmen tätig.
Alles sehr solide, durchschnittlich und ehrgeizig arbeitend an Schema F.
Meinen Job übe ich bis jetzt mit viel Freude aus. Meine Patienten sind mir jeden Tag sehr Dankbar für meine Herzlichkeit und Ehrlichkeit.
Ich bin Teamleitung in einer Klinik geworden. Die eine Schwester wurde Abteilungsleitung in einer Bank und die andere ist der Liebe wegen nach Hamburg gezogen.
Das Leben von uns Dreien ist eigentlich ohne große Umwege nach besagtem
Schema F verlaufen.
Wie so häufig, in diesem materialistischen Zeitalter.
Schema F ist die beliebteste/sicherste Lebensplanung.
(Schema F – Bedeutung: schablonenhaft, unpersönlich, mechanisch, ohne eigenes Nachdenken nach einem bestimmten, vorgegebenen Muster vorgehend)
Guter Job, heiraten, Kinder kriegen, glücklich sein, sterben.
Jeder sucht das Glück in der Zukunft, keiner achtet dabei auf die Gegenwart.
Dabei kann man wirkliches Glück doch logischer Weise, ausschließlich in der Gegenwart erfahren.
Wenn jemand sich an Glück erinnert, dann ist dieses Gefühl auch nur eine Erinnerung an das wirkliche Glück.
Was mir in der Nacht vom 08.09.2017 auf den 09.09.2017 passiert ist, hat mir die Augen geöffnet und mein bisheriges Denkmuster komplett gelöscht.
Einen geistigen Reboot sozusagen.
Alles was meine Eltern, die Schule, Freunde und Schriften mich haben glauben lassen war zwar noch in meiner Erinnerung, aber nicht mehr als „dies ist Richtig“ oder „jenes ist Falsch“, sondern als Denkweisen anderer. Dies muss nicht meine Denkweise sein, dies muss nicht der Weg zu meinem Glück sein.
Mein Glück ist Jetzt.
Die Tür, welche mir durch schlechte Glaubensätze und die damit verbundene Voreingenommenheit versperrt war, stand nun wieder weit offen.
Unvoreingenommenheit, wie bei einem Neugeborenen.
Eine zweite Chance.
Gedankenmuster sowie Verhaltensmuster werden also durch Erfahrungen und durch „eingerede“ gewebt oder wie ich es gern sage:
Das Gedankensieb wird im Laufe des Lebens immer feiner und jede Wahrnehmung wird dadurch gefiltert und kategorisiert.
Je feiner das Sieb,desto eingeschränkter der Geist,desto weniger bist du du selbst
und das Ende vom Lied : Desto unglücklicher bist du mit deinem Leben.
Es sei denn man wacht auf aus der menschlichen Ohnmacht.
Beim heranwachsen werden wir von unserem eigentlichen Selbst getrennt, wir vergessen wer wir sind. Durch Regeln und Verhaltensmuster Anderer werden wir unterbewusst geformt. Wir werden von unserem eigenen Verstand und Ego im wahrsten Sinne des Wortes, hinters Licht geführt und anschließend zu menschlichen Schläfern.
Du verschläfst nicht nur dein eigenes Leben weil andere Menschen dir vorschreiben wie du zu Leben hast sondern auch weil dein eigener Verstand alles kategorisiert.
Schau dir beispielsweise einen Vogel an. Der Vogel wird sofort in die Schublade „Vogel“ einsortiert und nicht weiter betrachtet.
Aber wenn du bewusst bist wertest du nicht, das Tier wird betrachtet als wäre es dir völlig neu! Du schaust dir sein wunderschönes Gefieder an und genießt den Anblick der sich dir bietet.
Es ist schwer mit Worten zu beschreiben aber ich finde Gedankenlos ganz zutreffend.
Es ist Zeit aufzuwachen und sich wieder seiner selbst bewusst zu werden!
Bewusstsein ist dabei das Schlüsselwort.
Denn wer bewusst lebt sucht nicht, er hat gefunden.